Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Einmal mit dem Küchenmesser abgerutscht, schon hat man sich in den Finger geschnitten! Die Schnittwunde gehört zu den häufigen Haushaltsverletzungen. Sie entsteht, wenn die Haut und oft auch darunterliegendes Gewebe mit einem scharfen Gegenstand zertrennt wird. Dazu gehören natürlich Messerklingen, aber auch Scherben und sogar Papier. Lesen Sie hier, wie Sie eine Schnittwunde behandeln und worauf Sie dabei achten sollten.
Schnittwunden beim Rasieren, bei der Küchenarbeit oder beim Heimwerken sind keine Seltenheit. Manche bluten nur wenig und tun kaum weh, während andere mit einem grösseren Blutverlust und starken Schmerzen einhergehen. Stichwort Schmerzen - aufgrund des Wundschocks setzt der Wundschmerz oft erst mit Verzögerung ein.
Handelt es sich bei einer Schnittverletzung lediglich um eine kleinere Fleischwunde, können Sie sie in der Regel problemlos allein verarzten. Achten Sie aber darauf, die Wunde sorgfältig zu säubern und zu desinfizieren. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Wunde entzündet. Schwerere Schnittverletzungen sollten Sie grundsätzlich vom Arzt versorgen lassen.
Wie schnell eine Schnittwunde heilt, hängt zum einen von der Schwere der Verletzung ab. Zum anderen beeinflusst auch die Versorgung der Wunde die Heilungsdauer: Unzureichend oder schlecht versorgte Schnittwunden können länger zum Abheilen brauchen, vor allem, wenn sie Komplikationen nach sich ziehen.
Bei Schnittwunden sollten Sie wie hier beschrieben Erste Hilfe leisten:
Wunden sollten möglichst steril bleiben. Darum:
In den Finger hat man sich schnell geschnitten. Eine Schnittwunde am oberen Fingerlied versorgen Sie am besten mit einem Schmetterlingsverband. Das geht so:
Die Schnittwunde am Finger hört nicht auf zu bluten? Dann versuchen Sie es mit einem Druckverband. Hilft auch das nicht, muss die Wunde beim Arzt genäht oder geklebt werden.
Wenn die Schnittwunde am Finger pocht, ist das meist ein Hinweis auf eine Infektion.
Beim Gemüseschneiden oder -hobeln ist es schnell passiert: In der Fingerkuppe klafft ein tiefer Schnitt, eventuell ist sie sogar weitgehend oder vollständig abgetrennt. Üblicherweise strömt dann reichlich Blut. Das ist in solchen Fällen zu tun:
Meist heilen Schnittwunden ohne Probleme. Es können aber auch Komplikationen auftreten.
Da bei einer Schnittverletzung die schützende Hautbarriere durchbrochen wird, können leicht Keime in die Wunde gelangen. Wenn sich dadurch die Schnittwunde entzündet, behandelt der Arzt die Infektion mit antibiotikahaltigen Salben oder Tabletten.
Beginnt die Schnittverletzung bereits, sich von aussen zu schliessen, während in der Tiefe ein kaum belüfteter, infizierter Hohlraum entsteht, können sich darin Keime leicht vermehren. Der Arzt legt dann eine Drainage: Er legt in die Wunde ein dünnes Plastikröhrchen, über das Wundflüssigkeit (Eiter, Blut etc.) abfliessen kann oder abgesaugt wird. Die Drainage wird normalerweise nach ein paar Tagen entfernt.
Unbehandelt können sich Wundinfektionen im Gewebe oder auf andere Organe ausbreiten. Im schlimmsten Fall entwickelt sich eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis).
Achten Sie bei einer Schnittwunde genau auf Warnzeichen einer Infektion wie starke Schwellung, Schmerzen oder Austritt von Wundsekret und Eiter. Bei solchen Symptomen sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen!
Da eine scharfe Klinge tief in die Haut eindringen kann, sind bei Schnittwunden auch oft Gefässe, Muskeln, Sehnen und Nerven verletzt. In der Folge kann der betroffene Körperteil weniger beweglich sein und/oder Sensibilitätsstörungen zeigen - beispielsweise kann es sein, dass Berührungen oder Temperaturreize an der betroffenen Stelle nicht mehr so gut wahrgenommen werden. Häufiger beobachtet man das etwa bei tieferen Schnittwunden an Hand oder Fingern.
Eine oberflächliche Schnittverletzung, die kaum blutet und deren Wundränder eng aneinander liegen, können Sie selbst mit Hilfe von Desinfektionsmittel und Verbandsmaterial verarzten. Hilfreich sind Klammerpflaster, die die Wunde spannungsfrei verschliessen.
Eine tiefe Schnittwunde, die stark blutet oder klaffende Wundränder hat, ist hingegen ein Grund für einen Arztbesuch.
Je nach Grösse, Form und Lokalisation der Verletzung wird der Arzt die Schnittwunde nähen oder klammern. Alternativ kann er sie auch mit einem speziellen Wundkleber kleben.
Ein Arztbesuch ist bei einer tieferen Schnittwunde auch deshalb ratsam, weil der Patient eventuell eine Impfung gegen Tetanus benötigt. Diese sollte möglichst schnell nach einer Verletzung verabreicht werden.
Zunächst wird der Arzt im Gespräch mit dem Patienten (oder bei verletzten Kindern auch den Eltern) im Gespräch die Krankengeschichte (Anamnese) erheben. Mögliche Fragen dabei sind:
Nach dem Anamnesegespräch folgt eine körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Schnittwunde genau begutachten und die Beweglichkeit der betroffenen Gliedmasse prüfen. Auch Muskelkraft, Reflexe sowie den Tastsinn der Haut (Sensibilität) im betroffenen Areal werden getestet. So lassen sich eventuelle Schäden an Muskeln, Sehnen oder Nerven erkennen.
Per Blutuntersuchung kann der Arzt feststellen, ob der Patient durch die Verletzung eine grössere Menge Blut verloren hat. Auch eine Infektion zeigt sich im Blutbild: Bestimmte Blutwerte sind allgemein bei einer Entzündung im Körper erhöht, beispielsweise die Anzahl der weissen Blutkörperchen (Leukozyten).
Die ärztliche Behandlung einer Schnittwunde richtet sich danach, welcher Körperteil die Wunde aufweist (z.B. Finger, Gesicht, Bein) und wie schwerwiegend die Verletzung ist. Allgemeine Massnahmen der Wundversorgung sind:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Andreas Fromm ist Fachautor für Notfallmedizin und lehrt seit 2018 als Dozent an der Berufsfachschule für Notfallsanitäter und -sanitäterinnen der Feuerwehr Hamburg.
Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.
Erhalten Sie die neuesten Nachrichten und wertvolle Tipps rund um Ihre Gesundheit
NetDoktor arbeitet mit einem Team aus Fachärzten und Journalisten. Wir bieten Ihnen unabhängige und umfassende Informationen rund um die Themen Gesundheit und Krankheit. Sie finden bei uns alle wichtigen Symptome, Therapien, Laborwerte, Untersuchungen, Eingriffe und Medikamente leicht verständlich erklärt. Wir erstellen ausführliche Specials zu Themen wie Sport, Ernährung, Diabetes oder Übergewicht. Journalisten berichten in News, Reportagen oder Interviews über Aktuelles in der medizinischen Forschung. In der Rubrik Test & Quiz können Sie schließlich selbst aktiv werden!
Die Informationen dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt von NetDoktor kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen. © Copyright 2023 NetDoktor - All rights reserved - NetDoktor.ch is a trademark