Sich selbst Blumen kaufen

2023-03-08 17:04:00 By : Ms. Linda Chen

Mit Feminismus verband ich lange nur Alice Schwarzer und Achselhaare.

Feminismus ist unsexy. Uncool. Überholt. Das dachte ich lange. Ich verband damit eigentlich nur Alice Schwarzer und Achselhaare. Ich gehöre zur Britney-Spears-Generation. Wir wollten so sein wie Britney: süß und gleichzeitig sexy. Sie war das Frauenbild, das uns vorgelebt wurde. Die Songs der Popprinzessin, die meist Männer für sie schrieben, drehten sich darum, ein Männertraum zu sein und einen Mann als Lebensziel zu haben:

Wir tanzten vor dem Spiegel zu „(Hit Me) Baby One More Time“, „I was Born to Make you Happy“ und „I am a Slave for You“, ohne dieses 50er-Jahre-Frauenbild zu hinterfragen.

Es fehlten in meiner Generation junge Popstar-Feministinnen. Das war Anfang der 2000er. Heute gibt es glücklicherweise Miley Cyrus. Die 30-jährige US-Sängerin wird generations- und geschlechterübergreifend weltweit gefeiert. Zu Recht. Denn sie steht für mich für einen coolen, sexy Feminismus. Ihr Nummer-Eins-Hits „Flowers“ ist so viel mehr als eine bloße Abrechnung mit ihrem Ex-Mann Liam Hemsworth, der sie betrogen haben soll. Sie singt: „I can buy myself flowers ... Talk to myself for hours. Say things you don’t understand. I can take myself dancing. And I can hold my own hand .Yeah, I can love me better than you can.“

Dabei tanzt sie in einer Szene in einem Anzug, unter dem Sakko hat sie nichts drunter, in einer anderen macht sie Workout-Übungen und zeigt ihren durchtrainierten, starken Körper. Und ja, man kann sexy und Feministin sein. Miley Cyrus’ Song wird auf Tiktok sogar von US-Schauspielerin Diane Keaton (77, glücklicher Single) kopiert. Cyrus Botschaft: Single zu sein, sich selbst zu lieben, ist kein Manko. Wir sind unabhängig, brauchen keinen Mann, der uns versorgt, und eben nicht unbedingt einen, um glücklich zu leben.

Dabei war Miley Cyrus, die sich selbst als pansexuell bezeichnet und sich seit Jahren für die LGBTIQ-Rechte einsetzt, lange weit davon entfernt, als Feministin gefeiert zu werden. Bekannt wurde sie als Disney-Star in der Kinderserie „Hannah Montana“. Um sich von dem braven Teenie-Image zu trennen, steckte sie mit 20 lasziv ihre Zunge raus, twerkte und sang 2013 ihren Hit „Wrecking Ball“. Im Video schwingt sie nackt auf einer Abrissbirne hin- und her. Ihre sexy Posen verurteilten viele. Aber schon da mit Anfang 20, sagte Miley mit ihrer tiefen Stimme der BBC: „Ich fühle mich als eine der größten Feministinnen in der Welt, weil ich Frauen sage, dass sie vor nichts Angst haben sollen. Das gilt für alle Menschen: Egal wer du sein möchtest, wen du lieben willst, wie du aussehen willst, mach das, was dich glücklich macht.“