Frauenquote für Sportverbände: So sieht die Situation in der Schweiz aus

2023-03-08 17:32:47 By : Ms. Nina Cai

Gross war der Aufschrei, als Sportministerin Amherd im vergangenen Juli eine fixe Frauenquote für Sportvereine und Verbände forderte. Die Ansage der Mitte-Magistratin: Wer nicht mindestens 40 Prozent Frauen im Vorstand hat, muss mit der Streichung von Bundesgeldern rechnen, egal ob Dachverband oder Dorfverein.

Doch dazu später mehr. Wie sieht es denn bei den Frauenquoten im Schweizer Sport tatsächlich aus? Kurz gesagt: schlecht. In den wenigsten grossen Sportverbänden werden die Auflagen erfüllt.

Richtig düster sieht es beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) aus. Sieben von sieben Vorstandsmitgliedern sind Männer. Immerhin: Bei den Fussballern scheint das Problem erkannt. «Frauen müssen gefördert werden, darüber sind sich im Verband alle einig», sagt Generalsekretär Robert Breiter. An der nächsten Generalversammlung im Sommer stimmen die Delegierten über ein Reformpaket zur Verbesserung der Good Governance ab. Ein wichtiger Punkt in diesem Paket: die Frauenförderung. Konkret soll der Vorstand um eine bis zwei Positionen vergrössert werden. Diese Positionen seien klar für Frauen vorgesehen, erklärt Robert Breiter. Auch allfällige Vakanzen sollen, wenn möglich, von Frauen besetzt werden.

Spannende Kandidatinnen gebe es genug, so der SFV-Generalsekretär. Der Verband habe aktiv die Fühler ausgestreckt. Nicht nur in der eigenen Organisation, sondern auch nach aussen. «Es würde die Diversität im SFV steigern, wenn künftig einige Quereinsteigerinnen im Vorstand sässen. Bislang haben fast alle Vorstandsmitglieder einen ähnlichen Weg hinter sich.» Ob es der Fussballverband schafft, bis 2025 mehrere Frauen in den Zentralvorstand zu wählen? «Es ist ein sehr ambitioniertes Ziel», gibt Breiter zu. «Der SFV ist nicht der einzige Verband, der mit diesem engen Zeitfenster zu kämpfen haben wird.»

Mit Konsequenzen hat der SFV nicht zu rechnen, wenn er es nicht schafft. Denn schon kurz nach Amherds Quotenankündigung letzten Juli formierte sich massiver Widerstand. Besonders kleinere Verbände fürchteten um ihre Existenz. Es sei bereits jetzt nicht einfach, motivierte und engagierte Personen zu finden, um einen Verband ehrenamtlich zu führen. Komme noch eine Geschlechtervorgabe dazu, werde es fast unmöglich, kritisierte dazumal etwa Swiss Badminton.

Es zeigte sich bald: Amherds Ideen waren zu ambitioniert, ihr Plan für die Frauenförderung kam nicht durch. In der Vernehmlassung schwächte der Bundesrat die Verordnung ab. Die Verbände müssen nun lediglich aufzeigen, welche Massnahmen getroffen werden, um die gleichmässige Vertretung der Geschlechter zu erreichen. «Comply or explain» (befolge oder erkläre), nennt sich das Prinzip. Konsequenzen gibt es für Quotensünder nicht. Zudem sind nur noch nationale Verbände betroffen.

Weiter ist man bei Swiss Ski. Im Vorstand erfüllt Swiss Ski mit zwei von sieben weiblichen Vorstandsmitgliedern die Anforderungen zwar nicht. Jedoch nimmt der Skiverband mit einem absoluten Gleichgewicht in der Geschäftsleitung eine Vorreiterrolle ein.

Das sei nicht bewusst passiert, erklärt Interims-Co-CEO Claudia Lämmli. «Klar ist das Thema Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern eine wichtige Angelegenheit für uns. Aber ein solches Gleichgewicht sollte nicht erzwungen werden, sondern auf natürliche Art passieren. Bei Swiss Ski spielt die Kompetenz eine grössere Rolle als das Geschlecht.»