Notfall in Corona-Zeiten: Erste Hilfe auf Abstand

2023-03-08 17:38:22 By : Ms. Million Wu

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Geprobt wird am eigenen Bein. Bild: Lando Hass

Der coronabedingte Sicherheitsabstand gilt auch hier: Die Malteser bieten wieder Erste-Hilfe-Kurse an. Wegen der Pandemie werden Druckverband und stabile Seitenlage aber anders geübt.

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D ie Plastikverpackungen knistern laut. Ein Paar Einmalhandschuhe, ein Haarnetz, ein Pflaster, eine elastische Binde, ein steriler Verband und eine Wundkompresse stecken in den Übungssets für den Druckverband. „Wenn Sie fertig sind, rufen Sie bitte. Dann will ich dran ziehen“, sagt die Kursleiterin Dilara Görün. Schnell kommt Bewegung in den Raum: Einige Teilnehmer legen das Material auf ihren Schoß, andere breiten es vor ihren Füßen auf dem Boden aus. Nachdem die Gummihandschuhe angelegt sind, packen die Teilnehmer den Verband aus.

Aber anstatt ihn einem Übungspartner anzulegen, muss das eigene Bein herhalten. Der coronabedingte Sicherheitsabstand gilt auch im Erste-Hilfe-Kurs. So wickeln alle 15 angehenden Ersthelfer den weißen Verband um ihr Schienbein. „Fertig“, ruft jemand. Eine andere Teilnehmerin stöhnt, sie hat den Druckverband am Bein sehr fest gezogen. Görün zieht probeweise daran. „Sehr gut“, sagt sie hinter einer roten Maske. „In der Realität muss es dann noch fester sein.“ Nach und nach wird jeder Verband geprüft – immer mit Maske und Abstand, so gut es geht. Die meisten sitzen fest genug. Das klappt also auch unter Corona-Bedingungen.

Seit Ende Mai bieten die Malteser in Frankfurt wieder Erste-Hilfe-Kurse an, etwa für die Führerscheinprüfung. Mitte März habe man nach einer Mail von der Malteser-Zentrale in Köln alle Kurse absagen müssen, erinnert sich Diana Bungert, die Leiterin der Erste-Hilfe-Ausbildung. Damals sei sie freitagabends noch mal zurück auf die Arbeit gefahren, um den Kurs am nächsten Tag abzusagen. Danach habe es viel Schreibkram gegeben, und es wurde ein neues Kurskonzept erarbeitet: Im Gebäude gibt es nun ein Einbahnstraßensystem. Das heißt, in den Kursraum geht es durch eine Tür rein und nur durch eine andere wieder raus. Vor den praktischen Übungen müssen die Teilnehmer Hände waschen. Sicherheitsabstand und Mund-Nase-Bedeckung sind ebenso Pflicht – die Maske darf aber seit neuestem am Platz abgenommen werden.

„Wir haben Glück, dass wir diesen großen Raum anbieten können“, sagt Bungert. „Der ist eigentlich geteilt.“ Unter normalen Umständen unterrichten die Malteser in zwei Räumen jeweils 18 bis 20 Personen. Wegen Corona liege die Obergrenze nun aber bei 15 Teilnehmern – für den zusammengeführten Raum. Diese Umstellung zeigt sich auch im Laufe des Tages: Während sie mit den Teilnehmern spricht, läuft Görün immer wieder um die rote Säule, die die Raummitte markiert. Mit zwei Fernbedienungen bedient sie die beiden Beamer. So können die Kursteilnehmer, die überall verteilt sitzen, die Präsentation verfolgen. Außerdem sind in jedem Kurs zwei Ausbilder anwesend. Einer konzentriert sich auf die Inhalte, der andere hat verstärkt ein Auge auf die Einhaltung der Hygienevorschriften. Das hat auch finanzielle Auswirkungen: „Die Kosten für den Kurs haben sich fast verdoppelt“, sagt Bungert.

Wie führt man den Heimlich-Handgriff durch? Wie deckt man einen verletzten Menschen zu? Wie funktioniert die stabile Seitenlage? „Sie werden das jetzt wegen Corona nicht üben können“, ist ein Satz, den Görün an diesem Tag mehrmals sagen muss. Stattdessen führt die Kursleiterin die Übungen an einer Puppe oder an sich selbst vor. „Jetzt nimmt er mein abgewandtes Bein und schiebt mich zu sich“, sagt Görün, als sie sich auf dem Boden selbst in die stabile Seitenlage bringt. „Und jetzt ganz wichtig: Kopf überstrecken und Mund auf.“ Die Teilnehmer schauen ihr aufmerksam zu. Hier ist Vorstellungskraft gefragt. Anschließend zeigt sie die gleiche Übung noch mal auf der anderen Seite des Raumes.

Nach Kursende dürfen die 15 neuen Ersthelfer einzeln vortreten und sich ihr Zertifikat abholen. „Es war okay, aber die Maßnahmen regen einfach auf“, meint eine Teilnehmerin am Ende des Tages. Ein anderer kann über die strengen Hygienemaßnahmen hinwegsehen. „Das Ding ist, dass man nicht so viel üben kann“, sagt er, „aber ansonsten war das zu diesen Zeiten perfekt.“ Bungert und Görün müssen noch eine Weile bleiben – zum Desinfizieren des Raumes. Alle Stühle und Oberflächen, mit denen die Teilnehmer in Kontakt gekommen sind. Dann haben sie es geschafft. „Unsere Motivation ist es, so viele Menschen wie möglich in Erste Hilfe zu schulen, damit wir uns da draußen helfen können“, sagt Diana Bungert. Woche für Woche.

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