Tampere – Dislozierte Oberarmkopffrakturen heilen bei älteren Patienten unter einer konservativen Behandlung genauso gut wie nach einer operativen Versorgung. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie aus Skandinavien in PLOS Medicine (2019; doi: 10.1371/journal.pmed.1002855).
Oberarmkopffrakturen sind der dritthäufigste Knochenbruch bei Patienten über 60 Jahren und häufig der erste klinische Hinweis auf eine Osteoporose. Eine Behandlung ist problemlos mit einer Osteosynthese möglich. Doch das chirurgisch Machbare muss in der Medizin nicht notwendigerweise die beste Lösung für die Patienten sein, da Operationen mit Risiken einhergehen. Zudem sind siefür den Kostenträger oft mit höheren Kosten verbunden.
Ein Team von Traumatologen aus Dänemark, Estland, Finnland und Schweden („Nordic Innovative Trial to Evaluate osteoPorotic fractures“) hat in den letzten Jahren die Osteosynthese mit einer konservativen Behandlung verglichen. An der TPHF-Studie („Treatment of Proximal Humeral Fractures“) nahmen 88 Patienten teil, die im Alter von über 60 Jahren (Durchschnitt 72 Jahre) eine dislozierte Oberarmkopffraktur mit einer Verschiebung der Fragmente um mehr als 1cm oder 45 Grad erlitten hatten.
Die Patienten wurden auf eine operative Versorgung mit einer Philos-Platte oder auf eine konservative Behandlung randomisiert. In beiden Gruppen wurde der Arm für drei Wochen in einer Halsschlinge immobilisiert. Beide Gruppen erhielten später dieselbe Physiotherapie. Endpunkt war die Erholung der Patienten, die nach drei und sechs Monaten sowie nach einem und zwei Jahren mit dem DASH-Fragebogen („Disabilities of the Arm, Shoulder, and Hand“) ermittelt wurde. Im DASH-Fragebogen geben die Patienten Auskunft zu 36 Alltagsaktivitäten, für die sie Arm und Schulter benötigen. Das Ergebnis ist sein Score zwischen 0 Punkten (am besten) und 100 Punkten (am schlechtesten).
Zu den sekundären Endpunkten gehörten der Constant Murley Score, eine visuelle analoge Schmerzskala, der EuroQol-Fragebogen zur Lebensqualität und der Oxford Shoulder Score.
Wie Antti Launonen von der Universität Tampere in Finnland und Mitarbeiter berichten, war in keinem der Endpunkte nach zwei Jahren ein Nachteil für die konservativ behandelten Patienten erkennbar. Im DASH-Score erreichten die konservativ behandelten Patienten nach zwei Jahren 17,4 Punkte gegenüber 18,5 Punkten bei osteosynthetisch versorgten Frakturen. Die mittlere Differenz von 1,1 Punkten war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von minus 7,8 bis 9,4 Punkten nicht signifikant.
Drei Patienten aus der Osteosynthese-Gruppe mussten wegen einer Komplikation ein zweites Mal operiert werden: Ein Patient hatte sich bei einem erneuten Sturz eine Fraktur in der Umgebung des Implantats zugezogen. Bei den anderen beiden Patienten hatten sich Schrauben gelöst. Sie mussten entfernt werden, weil sie in das Gelenk gewandert waren. © rme/aerzteblatt.de
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